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Sensible Phasen, was bedeutet das überhaupt?
Maria Montessori prägte den Begriff der sensiblen Phasen. Sie war italienische Ärztin, Philosophin und Pädagogin und beobachtete im Rahmen ihrer Arbeit, dass es besondere Zeitfenster in der kindlichen Entwicklung gibt, in denen Kinder besonders aufnahmefähig für bestimmte Fähigkeiten und Lerninhalte sind. In diesen Phasen nimmt dein Kind die Welt also viel intensiver wahr, saugt Wissen und Eindrücke förmlich auf und übt neue Fähigkeiten mit großer Ausdauer und Begeisterung, ohne, dass du es dazu motivieren musst:
Typische Entwicklungsbereiche
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Sprache: In dieser Lernphase saugt dein Kind Worte, Laute und Satzstrukturen regelrecht auf und übt sie spielerisch und völlig mühelos. Es macht Laute immer wieder nach, spricht jedes neue Wort nach und schnappt selbst in zufälligen Situationen Worte auf, die es dann häufig wiederholt.
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Bewegung: Dein Kind möchte seinen eigenen Körper besser kennenzulernen und die Koordination sowie das Körpergefühl trainieren. Es nutzt jede Gelegenheit, um seine körperlichen Fähigkeiten auszutesten. Es balanciert zum Beispiel auf Bordsteinkanten, springt von Treppenstufen hinunter oder dreht sich so lange im Kreis, bis es lachend umfällt.
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Ordnung: In dieser Phase will dein Kind verstehen, strukturieren und sortieren. Es räumt Gegenstände immer wieder aus, um sie anschließend auf unterschiedliche Weise wieder einzuräumen oder sortiert Spielzeug nach Größe oder Farbe.
- Soziale Fähigkeiten: Beziehungen und soziale Regeln werden entdeckt, erprobt und geübt. Wie reagieren andere Kinder, wenn ich eine bestimmte Sache tue? Was passiert, wenn ich mich so verhalte? All das wird ausgiebig von deinem Kind erprobt.
💡 Übrigens: Wenn du mehr über Maria Montessori und ihre pädagogische Arbeit erfahren möchtest, schau unbedingt in unseren Beitrag “Was ist Montessori?” vorbei.
Warum sind sensible Phasen so bedeutungsvoll?
Sensible Phasen sind ganz besondere und zeitlich begrenzte Lernphasen. Oft überschneiden sie sich aber auch. Sie sind nicht an starre Altersgrenzen gebunden, sondern folgen dem individuellen Tempo deines Kindes. Wenn diese Phasen unbemerkt verstreichen, geht der natürliche und spielerische Zugang oft verloren. Zwar können Kinder auch später noch dieselben Fähigkeiten erlernen, oft geht dies dann aber mit mehr Mühe und weniger Freude einher. Deshalb ist es so wichtig, die sensiblen Phasen zu erkennen und liebevoll zu begleiten.
Maria Montessori hat ihr pädagogisches Konzept hierauf aufgebaut. Sie begleitete die sensiblen Phasen von Kindern gezielt, indem sie einen Rahmen schaffte, in denen die Kinder ihre Fähigkeiten üben konnten – so, dass sie sich frei ausprobieren und dabei sicher fühlen konnten:
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Vorbereitete Umgebung: Die Umgebung ist so gestaltet, dass sie die kindlichen Bedürfnisse aufgreift und unterstützt. Beispiel: erreichbare Regale wie das Regal "Primo" von selvaro mit Montessori-Materialien, die zur jeweiligen sensiblen Phase passen.
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Freiheit in Grenzen: Das Kind darf eigenständig handeln, ausprobieren, Fehler machen, wiederholen, korrigieren – stets in einem sicheren Rahmen.
- Respekt und Achtsamkeit: Ganz nach dem bekannten Montessori-Zitat: „Hilf mir, es selbst zu tun!“. Das Kind wird als aktiver Gestalter seiner Entwicklung gesehen und mit Respekt begleitet.
So erkennst du eine sensible Phase bei deinem Kind
Folgende Anzeichen können dir signalisieren, dass dein Kind gerade in einer sensiblen Phase steckt und besonders empfänglich für Impulse ist:
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Intensive Beschäftigung: Dein Kind zeigt eine starke Vorliebe oder Wiederholung bestimmter Tätigkeiten.
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Fokussierte Konzentration: Es ist völlig vertieft und lässt sich kaum durch äußere Einflüsse ablenken.
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Starke Motivation: Dein Kind fordert aktiv Möglichkeiten zum Üben seiner Fähigkeiten ein.
- Interesse an bestimmten Themen: Es zeigt plötzlich sehr große Freude an einer bestimmten Tätigkeit, zum Beispiel am Sprechen, Ordnen, Basteln oder Klettern.
➜ Beobachte dein Kind aufmerksam und mit viel Feingefühl und hab keine Angst davor, einen Fehler zu machen! Dein Kind wird dir genau zeigen, was es gerade von dir braucht, wofür es noch nicht bereit ist und was es gern wiederholen würde.
So begleitest du dein Kind in seiner sensiblen Phase
Wenn du feststellst, dass dein Kind sich gerade in einer sensiblen Phase befindet, dann stoppe es nicht. Unterstütze es stattdessen in seinem Bedürfnis, indem du ihm kleine passende Aufgaben anbietest, die es selbstständig erledigen kann. Interessiert es sich beispielsweise gerade fürs Ordnen, so könnte es zum Beispiel Bausteine nach Farben ordnen oder dabei helfen, die Geschirrspülmaschine auszuräumen.
Übt es sich gerade eher in Bewegung, könntest du mit deinem Kind unterschiedliche Spielplätze mit spannenden Klettergerüsten besuchen oder Zuhause kleine Parcours aufbauen. All diese Übungen stärken die Selbstständigkeit deines Kindes und zeigen ihm, dass es in seinen Interessen und Bedürfnissen ernstgenommen wird. Das Gefühl, aktiv und erfolgreich zu handeln, ist ein starker Motor für das Erlernen neuer Fähigkeiten.
💡 Weitere Spiel- und Lernideen für euren Montessori-Alltag findest du in unserem Beitrag “Montessori-Materialien: Lernen mit allen Sinnen” und in der "Montessori Spielsachen Übersicht".
Einblick in unseren Alltag
Auch mein Kind steckt gerade in einer sensiblen Phase. Bewegung und das Entdecken der körperlichen Fähigkeiten steht bei uns gerade auf der Tagesordnung. Vor allem geklettert wird mit großer Begeisterung. Ob Sofa, Bett, Bank oder Klettergerüst – jede Gelegenheit wird genutzt, um auf unterschiedliche Weisen hinauf- und wieder hinunterzuklettern.
Zur Unterstützung in dieser sensiblen Phase eignen sich Pikler-Dreiecke, oder Kletterbögen besonders gut. Diese gibt es oft auch mit Rutsche zu kaufen – ideal, um aus ihnen unterschiedliche Klettervariationen zu bauen. In unserer Stadt gibt es einen tollen Kurs für Kleinkinder, in denen Kletterparcours aufgebaut werden, die sie dann eigenständig erkunden und ausprobieren dürfen. Für unser Kind ist das ein großes Highlight!
Ergreife die Chance!
Aus tiefer, innerer Motivation heraus lernen, ganz spielerisch und ohne Druck, mit viel Freude und Begeisterung – was könnte es Schöneres für dein Kind geben, als dies tun zu dürfen.
In einer Umgebung, die ihm Freiheit gibt und gleichzeitig ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Begleitet von seiner Bezugsperson, die es unterstützt und da ist, wenn sie gebraucht wird. Sensible Phasen sind wie Einladungen deines Kindes an dich. Nimm sie an, reiche deinem Kind die Hand und begleite es diesen besonderen Entwicklungsphasen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie lange dauert eine sensible Phase?
Wie lange dauert eine sensible Phase?
Kann man eine sensible Phase verpassen?
Kann man eine sensible Phase verpassen?
Brauche ich spezielle Montessori-Materialien, um die sensiblen Phasen zu nutzen?
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Sind sensible Phasen bei allen Kindern gleich?
Sind sensible Phasen bei allen Kindern gleich?
Kann man eine sensible Phase verlängern?
Kann man eine sensible Phase verlängern?
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