Back

Montessori-Spielzeug ab 1 Jahr: Selbstständigkeit spielerisch fördern

Sarah Kolodziej | Pädagogin & Montessori Mama
Von Sarah Kolodziej | Pädagogin & Montessori Mama 16. Oktober 2025 • Aktualisiert: 17. Oktober 2025 8 Minuten

Dein Baby hat seinen ersten Geburtstag gefeiert – was für ein Meilenstein! Mit dem Geburtstag deines Kindes hat ein neuer, spannender Abschnitt begonnen, denn dein Baby ist nun ganz offiziell ein Kleinkind. Die Entwicklung deines Kindes verläuft weiterhin rasant, aber zunehmend individueller. Jedes Kind setzt seine Schwerpunkte anders und entwickelt sich unterschiedlich schnell. Oft folgt ein Meilenstein auf den nächsten. Da stellen sich Eltern oft die Frage: Wie kann ich mein Kind spielerisch in seiner Entwicklung unterstützen? Welches Spielzeug ist wirklich sinnvoll und wie kann ich es so einsetzen, dass es nicht überfordert?

In diesem Beitrag findest du Antworten auf deine Fragen. Du erfährst, welche Montessori-Spielzeuge ab einem Alter von etwa einem Jahr besonders geeignet sind, warum gerade diese Materialien so wertvoll für dein Kind sein können und wie du es in dieser aufregenden Entwicklungsphase liebevoll begleiten kannst.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklungsschritte rund um das vollendete 1. Lebensjahr

Mit dem Kleinkindalter eröffnen sich für dein Kind ganz neue Entwicklungsfelder. Dein Kind wird nun immer mobiler, zunehmend selbstständiger, probiert vieles aus und zeigt große Neugier an seiner Umwelt. In dieser Phase lassen sich bei vielen Kindern vor allem diese Entwicklungen erkennen:

  • Bewegung: Ob krabbeln, stehen oder schon die ersten Schritte – Kinder probiere sich jetzt mit viel Freude an der Bewegung aus.

  • Feinmotorik: Der Faustgriff wird vom Pinzettengriff abgelöst. Kinder können nun auch kleine Dinge mit dem Daumen und dem Zeigefinger greifen.

  • Sprache: Kinder verstehen bereits viel mehr, als sie selbst sagen können. Laute werden weiterhin fleißig geübt. Kinder brabbeln, ahmen Worte nach oder sprechen vielleicht sogar schon ihre ersten Worte.

  • Eigenständigkeit: Kinder möchten immer mehr selbst machen und signalisieren dies auch deutlich. Ob beim Essen, bei Bewegungsabläufen oder beim Spielen – sie wollen selbst aktiv werden.

👉 Wichtig: Die hier genannten Altersangaben und Entwicklungsschritte sind lediglich Orientierungshilfen. Gerade ab dem Kleinkindalter entwickeln sich Kinder sehr individuell – sowohl in der Reihenfolge der Fähigkeiten als auch in der Geschwindigkeit.

 Ein gutes Beispiel hierfür ist das Laufenlernen: Manche Kinder starten bereits mit neun Monaten, andere erst mit 18 Monaten. Beides ist völlig normal. Wenn dein Kind also einzelne der hier genannten Entwicklungsschritte noch nicht vollzogen hat, ist das kein Grund zur Sorge. Es wählt den Weg und das Tempo, das zu ihm passt.

 

Welche Montessori Spielzeuge ab 1 Jahr?

Mit einem Jahr erwacht in Kindern ein starker Drang nach mehr Selbstständigkeit. Sie wollen nicht nur beobachten, sondern aktiv mitgestalten: Dinge bewegen, stapeln, schieben, rollen und ausprobieren, was ihre Körper schon alles können. Montessori Spielzeug knüpft an genau diese Bedürfnisse an: einfache Formen, natürliche Materialien und klare Aufgaben, mit denen Kinder ihre wachsenden Fähigkeiten üben können. Mit diesen Materialien kannst du deinem Kind anregende Impulse geben:

Stapelspiele und Türme
Holzklötze, Stapelbecher oder Ringe zum Auffädeln – all das lädt zum Ausprobieren ein. Mal wird gestapelt, mal wieder umgeworfen, dann neu gebaut. So übt dein Kind spielerisch Koordination und räumliches Denken. Wichtig ist dabei: klare Formen und Materialien, die gut in kleine Hände passen.

Steckspiele
Steckspiele mit großen Formen wie Kreisen oder Quadraten laden dazu ein, Dinge passend einzuordnen. Dein Kind übt dabei die Hand-Auge-Koordination und erlebt direkt, ob etwas passt oder nicht – eine kleine eingebaute „Fehlerkontrolle“ ganz im Sinne von Montessori.

 


Schütt- und Umfüllübungen
Kinder lieben es, Dinge ein- und auszugießen oder von einem Behälter in den anderen zu transportieren. Ob Wasser, Sand, Naturmaterialien wie Steine, Eicheln oder Kastanien oder auch rohe Nudeln können wunderbar mit Schalen und Löffeln hin- und herbewegt werden. Das regt präzise Bewegungen an und fördert Geduld und Selbstvertrauen.

Puzzle
Einlegepuzzle mit großen Griffknöpfen oder klaren Umrissen trainieren das logische Denken und die Feinmotorik. Wichtig ist eine klare, reduzierte Gestaltung, die das Kind nicht überfordert.

Bücher und Bildkarten
Einfache Bilderbücher mit klaren Illustrationen sind in dieser Phase eine Bereicherung. Dein Kind beginnt, Dinge zu erkennen, möchte, dass du sie benennst und stellt Zusammenhänge her. Auch Bildkarten mit Alltagsgegenständen oder Tieren laden zum Benennen, Zeigen und Nachahmen ein.

Bewegungsanreize
Einjährige haben einen enormen Bewegungsdrang. Ein Kletterbogen, ein Pikler-Dreieck oder eine stabile Rutsche fördern Motorik, Körpergefühl und Selbstvertrauen. Auch einfache Alltagsobjekte wie eine kleine Kiste oder ein niedriger Hocker laden zum Klettern ein.

Alltagsnahe Materialien
Ganz nach Montessori sind echte Alltagsgegenstände oft interessanter als spezielles Spielzeug. Ein kleines Kehrset, eine Bürste, ein Löffel oder ein Körbchen zum Einräumen geben deinem Kind die Möglichkeit, echte Aufgaben selbst zu übernehmen – ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstständigkeit. Außerdem haben Kinder oftmals große Freude daran, dieselben Tätigkeiten wie wir auszuüben und uns zu helfen.

📚 In welchen Aspekten dein Kind durch die verschiedenen Spielmaterialien gefördert werden kann, kannst du in dieser Tabelle nachlesen:

Spielmaterialien

Entwicklungsbereiche und -schwerpunkte

Stapelspiele und Türme

Motorik: Greifen und Loslassen · Hand-Auge-Koordination

Wahrnehmung: sensorische Erfahrungen

Kognition: räumliches Denken · Problemlösen

Steckspiele

Kognition: Verständnis von Formen und Größen

Motorik: Feinmotorik · Hand-Auge-Koordination

Schütt- und Umfüllübungen

Motorik: Feinmotorik · Hand-Auge-Koordination

Wahrnehmung: sensorische Erfahrungen

Kognition: Verständnis für Ursache und Wirkung · Geduld · Selbstvertrauen

Puzzle

Motorik: Feinmotorik

Wahrnehmung: visuelle Wahrnehmung

Kognition: logisches Denken · Problemlösen

Bücher und Bildkarten

Sprache: Wortschatz erweitern· Nachahmen · Benennen

Kognition: Verknüpfung von Wort und Bild

Soziales: gemeinsames Betrachten und Erzählen

Bewegungsanreize

Motorik: Gleichgewicht · Kraft · Koordination ·Körpergefühl

Kognition: Risikoabschätzung · Selbstvertrauen

Wahrnehmung: vestibuläre und propriozeptive Wahrnehmung

alltagsnahe Materialien

Alltag: erste praktische Lebensfertigkeiten (z. B. Kehren, Tragen, Sortieren)

Motorik: Grobmotorik · Feinmotorik

Kognition: Neugier und Entdeckerfreude

 

Unsere Lieblingsspielsachen

Auch mein Kind befindet sich gerade in dieser spannenden Entwicklungsphase und zeigt uns ganz deutlich, was es am meisten begeistert. Am liebsten wird geklettert – ob auf Möbel, über Kletterbögen, auf Rutschen oder Klettergerüste auf dem Spielplatz. Keine Klettergelegenheit wird ausgelassen.

Alles, was sich drehen, rollen oder schieben lässt, ist ebenfalls faszinierend und wird mit großer Ausdauer ausprobiert. Eicheln, Kastanien oder Steine werden bei jedem Spaziergang leidenschaftlich gesammelt, um sie stolz durch die Gegend zu tragen oder freudig in Pfützen plumpsen zu lassen, um den Geräuschen zu lauschen und den Wasserspritzern zuzuschauen.

Weitere Highlights in unserem Alltag sind das Staubsaugen und das Fegen. Mein Kind schiebt den Besen oder den Staubsauger und beobachtet dabei genau. Zu sehen, wie viel Freude es meinem Kind bereitet, an diesen alltäglichen Aufgaben teilzuhaben und wie stolz es ist, wenn es selbst aktiv sein darf, erinnert mich immer wieder daran, wie wertvoll Montessori für seine Entwicklung ist.

 

Worauf du achten solltest

Bei der Auswahl von passendem Montessori Spielzeug kommt es nicht auf die Menge an, sondern vielmehr auf die Qualität und passende Impulse. Damit dein Kind sicher und unbeschwert spielen und lernen kann, helfen dir diese Aspekte bei der Spielzeugauswahl:

  • Sicherheit: Schadstofffreie Materialien, keine verschluckbaren Kleinteile, stabile Verarbeitung. Alles sollte groß genug sein, um nicht verschluckt werden zu können.

  • Einfache Struktur: Ein Spielzeug – eine Funktion. Klare Aufgaben statt Überforderung.

  • Natürliche Materialien: Holz, Baumwolle oder Metall bieten spannende Sinneserfahrungen.

  • Übersichtlichkeit: Lieber wenige Spielsachen gut sichtbar im Regal als ein überfüllter Korb, in dem sich dein Kind nicht zurechtfindet. Das offene, bodentiefe Montessori Spielzeugregal von selvaro eignet sich hierfür besonders gut.

  • Entwicklungsgerecht: Beobachte dein Kind. Spielzeug sollte immer zu seinen aktuellen Interessen passen.

 

Selbstständigkeit beginnt im Spielen

Einjährige sind kleine Entdecker. Mit Montessori Spielzeug kannst du die große Abenteuerlust deines Kindes aufgreifen und ihm die Möglichkeit geben, selbst zu erkunden, ohne ihm zu viel vorzugeben oder es zu überfordern. Du musst dafür nicht viel vorbereiten. Auch braucht es kein perfekt eingerichtetes Montessori-Zimmer oder eine Vielzahl an teurem Montessori-Spielzeug. Ein paar einfache Materialien, bewusst ausgewählte Möbel, deine liebevolle Begleitung und dein Vertrauen in den individuellen Weg deines Kindes sind die Basis für gelungenes Montessori-Spiel.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Mein Kind interessiert sich in dem Alter kaum für Spielzeug, sondern eher für Haushaltsgegenstände. Ist das normal?

Ja, absolut. Viele Kinder finden Alltagsgegenstände interessanter als spezielles Spielzeug – nicht zuletzt, da sie uns oft mit ihnen hantieren sehen. Alltagsgegenstände eignen sich hervorragend zum Erkunden und Spielen. Und sie entsprechen dem Montessori-Gedanken, Kindern echte Erfahrungen zu ermöglichen.

Wie viel Spielzeug ist sinnvoll?

Im Sinne von Montessori gilt: Weniger ist mehr. Eine festgelegte Anzahl gibt es nicht. Stelle vier bis sechs Spielmaterialien in einem zugänglichen Regal – wie dem bodentiefen, offenen Montessori-Regal von selvaro – bereit und tausche sie regelmäßig aus, je nach aktuellem Interesse deines Kindes.

Mein Kind spielt anders mit dem Material als vorgesehen. Ist das schlimm?

Überhaupt nicht! Zweckentfremdung gehört dazu. Dein Kind probiert aus, was möglich ist und entdeckt auf eigene Weise seine Umgebung. Wichtig ist, dass es selbst aktiv wird und Freude daran hat.

Sollte ich mein Kind beim Spielen anleiten oder es lieber allein machen lassen?

Dein Kind lernt durch Ausprobieren und Wiederholen. Das kann es am besten, wenn es das auch tun darf. Halte dich deshalb zurück, greife nur ein, wenn es wirklich notwendig ist und begleite dein Kind sanft, ohne es abzulenken.

Wie lange sollte sich mein Kind mit einem Spielzeug beschäftigen?

Hier gibt es keine „richtige“ oder „falsche“ Dauer. Manche Kinder bleiben mehrere Minuten konzentriert bei einem Spielzeug, andere können sich fast ununterbrochen mit einem Spielzeug beschäftigen. Wichtig ist, dass du deinem Kind die Freiheit gibst, selbst zu entscheiden, womit es spielen möchte und wann es fertig ist.

Über die Autorin

Sarah Kolodziej | Pädagogin & Montessori Mama

Sarah Kolodziej | Pädagogin & Montessori Mama

Sarah ist ausgebildete Erzieherin, angehende Sozialpädagogin und Mama eines Kleinkindes. Die Montessori-Pädagogik begleitet sie seit vielen Jahren – in ihrer Arbeit mit Kindern wie auch im Familienalltag. Was sie daran besonders schätzt: Kindern mit echtem Vertrauen zu begegnen, ihnen Zeit zu lassen und Räume zu schaffen, in denen sie sich selbstbestimmt entfalten können.

Über uns

Selvaro ist aus unserem Alltag als Eltern entstanden – aus dem Wunsch, Räume zu schaffen, die Kinder ernst nehmen. Unsere Möbel laden zum Entdecken ein, fördern Unabhängigkeit und wachsen mit. Gefertigt in einer kleinen aber erfahrenen Werkstatt in Deutschland, aus natürlichen Materialien und mit einem zeitlosen Design, das nicht nur ins Kinderzimmer passt. Sondern in euer Zuhause.

Wachse mit uns!

Erhalte Tipps zur kindgerechten Gestaltung, Produktneuheiten und exklusive Angebote direkt in dein Postfach.